Wie das Gehirn geistige Anforderungen priorisiert
Gutes Ressourcen-Management ist das Ergebnis eines Bewertungs-3-Klangs unseres Gehirns.
Jede Aufgabe, die an uns herangetragen wird, sei es eine kurz- oder längerfristige, sei es die Beachtung eines geänderten Termins – privat wie beruflich – oder die Planung eines neuen Projekts, einfach jede Aufgabe wird von unserem Gehirn sofort bewertet. Im Zusammenspiel von Informationszentrale (Arbeitsspeicher), Gedächtnis und den Assoziationszentren klärt das Gehirn blitzschnell drei Aspekte:
- Das Gehirn erfasst: „Habe ich die Aufgabe verstanden?“
- Es beurteilt: “Schaffe ich es, die Aufgabe zu bewältigen? Kann ich sie in Teilschritte zerlegen, bei denen ich Erfahrungen nutzen kann? Was beziehungsweise wen brauche ich dazu? Habe ich alles, was ich zur Erledigung brauche?”
- Und es schlussfolgert: „Lohnt sich der Einsatz? Wie viel Aufwand und Energie muss ich aufbringen? Ist die Aufgabe bedeutsam genug?”
Das Ergebnis der Bewertung entscheidet darüber, wie wir mit der jeweiligen Aufgabe umgehen und wir können geistige Anforderungen priorisieren. Denn: Wenn die Antwort dreimal „Ja“ lautet, ist uns klar, was wir tun müssen, welche Voraussetzungen bestehen und wie wichtig es ist, auch genug Energie zu investieren. Motivation pur: Das ist der Antrieb, der uns loslegen lässt.
Tipp zum Umgang mit der Priorisierung von geistigen Anforderungen
Fällt das Ergebnis der Bewertung jedoch so aus, dass uns Informationen fehlen, also wir Fragen nicht mit “Ja” beantworten können, sollte dementsprechend gehandelt werden:
- Fehlt ein „Ja“ beim Verständnis der Aufgabe, kann die Aufgabe nicht (oder nur unvollständig) erledigt werden.
- Fehlt ein klares „Ja“ bei der Frage nach dem Schaffen der Aufgabe, bleibt die Unsicherheit, ob dies überhaupt geht und nicht doch von vorneherein zum Scheitern verurteilt ist.
- Ohne „Ja“ zur Bedeutung der Aufgabe fehlt die Motivation, genügend Energie und Kraft einzubringen.
Daraus folgt zum Beispiel, dass wir neue, leichte und gut überschaubare Aufgaben schnell und zielgerichtet erledigen, wenn wir den Sinn erkennen.
Schwierige Aufgaben werden wir gut voranbringen, wenn wir den Sinn verstanden haben und zumindest ansatzweise die Lösung vor Augen haben beziehungsweise sie uns zutrauen. Treten in diesem motivierenden Dreiklang Störungen auf, entstehen nahezu automatisch Probleme, Stress und Konflikte.
Tipp
Kümmern Sie sich also darum, die Fragen, die sich bei einer Aufgabe stellen, konsequent zu klären oder ihre Klärung voranzubringen. Es lohnt sich: seine Arbeit motiviert und konsequent zu bewältigen, ist ein hohes Gut.
Mentale Kompetenz steuert den Erfolg
Bei dem großen Thema mentale Fitness und Gesundheit geht es implizit immer auch um mentale Kompetenz. Sie ist ein wesentlicher Aspekt geistiger Leistungsfähigkeit und wie wir auf geistige Anforderungen reagieren. Denn sie bewirkt, dass wir uns vornehmlich denjenigen Herausforderungen zuwenden, die wir auch bewältigen können. Ein cleveres und zugleich rigoroses Bewertungssystem hilft bei der Auswahl und führt dazu, dass die Erfolgschancen gleichsam „vorprogrammiert“ sind.
Das Gehirn überprüft alle eingehenden Informationen nach den Kriterien:
- Verständnis – Worum geht es? Überblicke ich die Herausforderung?
- Machbarkeit – Ist die Aufgabe oder die Situation von mir zu meistern? Was brauche ich dazu? Ist das verfügbar?
- Sinnhaftigkeit – Ist die Herausforderung individuell oder für mich persönlich wichtig? Was bringt es mir, wenn ich mich damit auseinandersetze?
Ist nur eines dieser Kriterien nicht erfüllt, sinkt unsere Motivation schnell ab und wir wenden uns bevorzugt anderen Dingen zu. Mentale Anforderungen gibt es schließlich in jedem Moment mehr als genug. Es ist eine Frage effizienten Ressourcenmanagements, mit welchen wir uns konzentriert beschäftigen.
Mentale Kompetenz: Fähigkeit des Gehirns zur Selektion
Sie hilft, Aufgaben zu priorisieren und sich auf die entscheidenden Anforderungen zu konzentrieren. Das ist ein laufender Prozess und geschieht oft blitzschnell. Das Erkennen einer drohenden Gefahr im Straßenverkehr ist ein anschauliches Beispiel dafür: Sofort gilt all unsere Aufmerksamkeit und Energie dieser Situation und ihrer Bewältigung. Mentale Kompetenz führt auch dazu, sich mit Anforderungen, die den oben beschriebenen Kriterien nicht genügen, nicht weiter zu beschäftigen. So stellt das Gehirn sicher, dass unsere knappen Energiereserven und die Arbeitsspeicherkapazität bestmöglich, also mental kompetent, eingesetzt werden.
Ob jemand eine geistige Herausforderung annimmt und sie in der Folge erfolgreich bewältigt, hängt oft gerade von dem letzten Punkt ab, der persönlichen und emotionalen Einschätzung, ob etwas für einen selbst wichtig und damit sinnvoll ist.
Warum sollte man sich schließlich mit einer Sache beschäftigen, die man für irrelevant hält oder von der man erwartet, sie ohnehin nicht zu durchschauen?
Mentale Kompetenz dreht sich dabei weniger um konkrete Einzelaufgaben, sondern vielmehr darum wie eine Person generell mit mentalen Anforderungen umgeht:
- Ist sie aufgeschlossen gegenüber Neuem?
- Ist sie interessiert, motiviert und selbstsicher?
Diese Eigenschaften sind eng mit geistiger Leistungsfähigkeit und Gesundheit verknüpft und beeinflussen auch die erfolgreiche Bewältigung geistiger Herausforderungen. Eine Arbeitsgestaltung, die diese Zusammenhänge berücksichtigt, kann den Erfolg steigern, wie sich in der Praxis gezeigt hat. Hilfreich sind außerdem ein bestimmter Lebensstil, Kenntnisse über das Thema mentale Fitness und Gesundheit sowie die aktive Förderung geistiger Leistungsfähigkeit.